Strategie

Digitale Transformation auf dem Holzweg

Organisationsentwicklung und komplexe Vorhaben wie eine (Digitale) Transformation leben von wiederkehrender Veränderung. Theoretische Modelle (z.B. Lewin’s 3-Phasen-Modell, John Kotter’s 8-Stufen-Modell) bieten hier prominente Ansätze, um diese Veränderungen zu strukturieren und Maßnahmen zu entwickeln. Trifft jedoch der ideal ausgearbeitete Plan die Realität, lassen sich Spannungen in der Organisation kaum vermeiden. Ob eine Digitale Transformation noch im Rahmen tolerabler Schwankungen navigiert oder schon “auf dem Holzweg” gelandet ist, lässt sich an einigen wenigen, dafür aber konkreten Punkten feststellen.

Digitale Transformation geschieht und wird nicht geführt

Auch wenn Modelle und Theorien den Anschein einer linearen Struktur erwecken – Veränderungen verlaufen nicht wie ein Wasserfall, sondern haben iterativen Charakter. Durch kontinuierliche Reviews können taktische “Routen” formuliert werden, die den Weg vorgeben. Dabei bewegen sich diese Routen idealerweise in einem festgelegten Korridor mit einer konkreten Zielvorgabe. Schwanken die Maßnahmen außerhalb dieses Korridors oder werden die (strategischen) Ziele stetig gewechselt ist dies ein Indiz für den Holzweg. Fehlt die Konstanz oder Klarheit in den übergeordneten Zielsetzungen und die Transformation wird “laufen gelassen” kann sich kein Erfolg einstellen.

Digitaler Schichtkäse

Wirksame (digitale) Veränderungen betreffen in der Regel mehrere Organisationsebenen, um Effizienz und Effektivität zu gewährleisten. Auf dem Holzweg befindet sich die Transformation, wenn Abläufe und Strukturen nur in einer Ebene geändert werden ohne die anderen Ebenen digital anzubinden oder zu berücksichtigen. Dabei entstehen Inkompatibilitäten, die mit reduzierter Leistung und Motivation in einem vorzeitigem Abbruch der Veränderung münden können.

Vollgas mit Handbremse

Digitale Transformation bedeutet, neue Strukturen mit den Beteiligten auszuarbeiten und aktiv zu verproben. Wenn die dabei entstehende Dynamik und die Umsetzung der neuen Strukturen auf Informationssilos oder Machtstrukturen trifft, die fokussiert sind auf den Erhalt des Status quo. Dann drehen sich gute Ansätze schnell im Kreis oder scheitern.

Bühne für Shitstorms

Insbesondere Digitale Transformationen leben von kleinen und großen Fortschritten, deren Erfolg wichtig für Motivation und Durchhaltevermögen sind. Funktioniert jedoch das Zusammenspiel aus Technik, Abläufen und Kultur nicht sofort, werden Maßnahmen global und pauschal angezweifelt bzw. als gescheitert vorverurteilt. Diese Widerstände können mit modernen Kommunikationsmedien schnell und öffentlich kommuniziert werden. Erfolgt hier keine konsequente Bereitstellung von Information der Transformations-Sponsoren, landen Vorhaben schnell in der Einbahnstraße.

Und nun? Perspektive ändern!

Mit den obigen Punkten lässt relativ schnell Erkennen ob es Indikatoren gibt die andeuten ob eine Transformation droht “auf dem Holzweg” zu landen. Letztlich ist es aber diese Erkenntnis, die wichtig ist um zu Handeln. Insbesondere die Perspektive ist hier entscheidend: Wird der eingeschlagene Weg und die bisherigen Maßnahmen als “gescheitert” wahrgenommen und abgebrochen oder als potentieller “Umweg” gewertet, der eine Erkenntnis geliefert hat und somit ein wertvoller Beitrag zur Veränderung an sich ist? Das schöne an dieser Entscheidung ist, dass die Kontrolle ganz bei den Handelnden und der Organisation selbst liegt.